Internationale Karriere: Ein Studienabschluss geht noch!
Shownotes
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Vivian Upmann: Herzlich willkommen beim Podcast Onlinestudium.Passt! von der Technischen Hochschule Lübeck. Mein Name ist Vivian Upmann. Ich freue mich, dass wir auch in dieser Folge wieder gemeinsam über das Online studieren sprechen. Und mit mir ist heute Zitao Zeng da und ich glaube, das war jetzt schon die erste Herausforderung für mich, diesen chinesischen Namen richtig auszusprechen. Wie habe ich mich geschlagen?
Zitao Zeng: Ja, hallo zusammen, ich bin Zitao Zeng und ich komme aus China und lebe, studiere und arbeite in Lübeck. Und ich freue mich heute auch hier meine Erfahrungen zu teilen und hoffentlich auch weitere Studierende oder die Interessierten ein bisschen weiterhelfen zu können.
Vivian Upmann: Ja, das bin ich mir ganz sicher. Vielen lieben Dank, dass du diese Herausforderung annimmst und dieses Podcastgespräch mit mir auf Deutsch durchführst. Ich kann leider kein Chinesisch. Du kannst aber dafür hervorragend deutsch. War das auch was, was du im Studium gelernt hast oder wie hast du Deutsch gelernt?
Zitao Zeng: Deutsch habe ich wirklich im Großteil hier in Lübeck erlernt, damals in meinem Studiengang. Da wurde auf Englisch meistens gelernt und Deutsch im Masterstudiengang an der technischen Hochschule gesprochen. Ich habe es dann so bilingual gemacht, weil mein Deutsch war damals wirklich schlecht. Ich kann lesen und schreiben, aber reden kann ich nicht so wirklich. Und danach habe ich ein Praktikum gehabt und da haben meine Kollegen mir wirklich viel geholfen. Und da habe ich wirklich mein Deutsch verbessert, und auch jetzt mehr reden kann.
Vivian Upmann: Super! Wir interessieren uns in dieser Podcastreihe immer dafür: Wie ist denn jemand zu diesem Online Studium gekommen? In deinem Fall fangen wir vielleicht noch ein Stück vorher an. Wie bist du überhaupt nach Deutschland zum Studium gekommen?
Zitao Zeng: Ja, das ist schon so eine Art Geschichte. In 2010 habe ich damals mein Abitur in China gehabt und da gab es so ein Bachelor-Kooperationsprogramm zwischen der technischen Hochschule, damals noch Fachhochschule und einer Universität in Shanghai. Und da gab es dieses zwei plus zwei Modul, da habe ich zwei Jahre in Shanghai studiert und danach bin ich nach Lübeck gekommen.
Vivian Upmann: Und dann hat dir Lübeck so gut gefallen, dass du gleich hier geblieben bist.
Zitao Zeng: Das ist so eine wunderbare kleine Stadt und die Leute hier sind super nett und haben mir auch immer so viel geholfen. Und das Wetter war nicht immer das Beste, aber ich genieße es trotzdem hier.
Vivian Upmann: Sehr schön. Du hast in deinem Studiengang erstmal Biochemie studiert. Ist das richtig?
Zitao Zeng: Ja, das war mein Masterstudiengang. Mein erster Master. Und ich habe am Anfang Umwelttechnik und Chemie-Ingenieur beide als Bachelorstudiengang gehabt und danach dann Biochemie und dann noch an der Uni in Fachrichtung Immunologie promoviert. Und jetzt bin ich in meinem zweite Masterstudiengang.
Vivian Upmann: Wahnsinn. Du hast also einen Doktortitel, Dr. rer. Nat. wenn ich das richtig sehe. Und hast danach dich noch mal für ein Onlinestudium, und zwar für einen Masterstudiengang in Regulatory Affairs, entschieden. Wie hast du von diesem Angebot erfahren.
Zitao Zeng: Ja, das war vor zwei Jahren, in 2023. Davor habe ich in der Grundlagenforschung ganz viel gearbeitet. Nach meiner Promotion auch ungefähr zwei Jahre, so für eine Postdoc-Phase. Und dann kamen neue Regularien durch eine EU-Verordnung im Bereich Medizinprodukte inklusive des Bereichs In-vitro-Diagnostik. Und da ist dieser Bereich Regulatory Affairs ganz heiß in Europa. Und da habe ich entschieden, meine Arbeitsschwerpunkte ein bisschen zu wechseln und dann bin in eine neue Abteilung gewechselt. Und bei meinem Vorstellungsgespräch, das war zwar ein interner Wechsel, aber trotzdem haben wir Vorstellungsgespräche, habe ich meinen aktuellen Praxisleiter Herr Biohart kennengelernt. Er hat selber diesen Studiengang absolviert, und er war auch auf den Flyer und der Webseite von diesem Studiengang abgebildet. Und ich war dann davon überzeugt und habe selber auch ein bisschen proaktiv Informationen gesammelt und ich fand es eine super tolle Gelegenheit, um diese neue Fachrichtung näher und auch strukturell kennenzulernen.
Vivian Upmann: Jetzt bist du natürlich mitten im Thema. Ich erkläre vielleicht für alle nochmal, die jetzt noch nicht im Alltag damit zu tun hatten, was eigentlich Regulatory Affairs ist. Also Regulatory Affairs-Manager, das ist das, als was Zitao nun arbeitet. Die sind dafür verantwortlich, dass Produkte in regulierten Bereichen oder vor allem in regulierten Branchen wie Pharma, Chemie, Kosmetik oder eben auch im Bereich Medizinprodukte, erfolgreich auf den Markt kommen. Das heißt, du begleitest die Produkte von Euroimmun, deinem aktuellen Arbeitgeber und überwachst diese und steuerst die Zulassungsprozesse. So was richtig?
Zitao Zeng: Genau. Mein Arbeitsbereich ist vor allem in Asien, wo wir unsere Produkte erfolgreich auf den asiatischen Markt im Verkehr bringen konnten.
Vivian Upmann: Das heißt, wir haben gerade gehört, du hast schon bei Euroimmun gearbeitet und hast dich dann entschieden, dich intern noch mal um zu bewerben und dafür noch mal einen Master zu machen. Was war der Vorteil an diesem Online-Master dann für dich?
Zitao Zeng: Da es tatsächlich mehrere Vorteile waren. Vor allem ist diese Regulatory Affairs als Wissenschaft noch ganz jung, insgesamt weltweit und dadurch konnte ich die neusten Trends im Online-Studiengang kennenlernen. Und dieser Studiengang ist auch besonders für als berufsbegleitender Studiengang angeboten. Und da sind auch alle meine Kommilitonen, die haben auch schon ein bisschen Berufserfahrung. Einige arbeiten schon selber in dem Bereich Regulatory Affairs und möchten dann vertiefen. Einige sind wie ich, dass da noch keine Erfahrung in dem Bereich ist und man so ein bisschen Grundlage aufbauen möchte. Und da es nur fachlich ist, weil es ein Online-Studiengang ist, kann man da so die Zeit besser im ganzen Leben verteilen. Weil neben der Arbeit auch noch zu studieren ist schon häufig nicht einfach. Und der Online-Studiengang bietet diese Seminare und Workshops online, meistens abends gegen 19:30 Uhr an und da wird auch alles aufgezeichnet. Und falls man mal keine Zeit hat, kann man nachher auch da noch mal gucken. Und die Lernmaterialien sind auch online zu finden. Das ist auch schon sehr bequem. Wenn man eine Internetverbindung hat, kann man auch jederzeit unterwegs oder zu Hause oder auf diese Materialien zugreifen. Ich war auch mal im Urlaub in China und habe dort für mein Studium, an meinem PC, Lernmaterial angucken können.
Vivian Upmann: Das heißt also, wenn ich das richtig verstehe, hast du den ganzen Tag gearbeitet und dann abends, wenn du es geschafft hast, hast du dich live zu den Seminaren oder Workshops dazugeschaltet. Und wenn nicht, war das kein Problem, weil die Veranstaltung dann aufgezeichnet wurde und du die jederzeit hättest nachschauen können.
Zitao Zeng: Genau.
Vivian Upmann: Super. Hast du denn deine Mitstudierenden, über die hast du gerade schon einmal gesprochen, auch mal kennengelernt oder hast du die nur am Bildschirm gesehen?
Zitao Zeng: Wir haben uns auch ein paar Mal persönlich getroffen, als nur online zu treffen. Da haben wir am Anfang des Studiengangs oder Beginn von dem Studiengang, eine Vor-Ort-Veranstaltung gehabt. Unser Jahrgang hat sich hier in Lübeck mit den Professorinnen und Professoren getroffen, um sich untereinander kennenzulernen und austauschen zu können. Wir mussten jedes Semester vor Ort vorbeikommen, um Prüfungen zu schreiben. Diese Gelegenheit wurde auch genutzt, um sich vor Ort ein bisschen auszutauschen. Ansonsten, denn meine Kommilitonen kommen aus deutschlandweit und viele sind auch aus dem Süden und da ist es schon ein bisschen schwierig, dass sie hier oft vorbeikommen. Wir treffen uns aber auch häufig online zusammen, um Hausaufgaben oder Projekte zusammen zu schaffen.
Vivian Upmann: Das heißt, das freut mich jetzt zu hören, dass du tatsächlich auch echte Kontakte knüpfen konntest, auch wenn die, deine Mitstudierenden, aus ganz Deutschland kamen und teilweise wirklich sehr viel weitere Anreisewege hatten als du. Du warst ja schon in Lübeck. Wozu hat es denn geholfen, dieses Studium? Du hast ja vorher schon den Job gehabt und hast schon gearbeitet. Du hast gesagt, du hast intern gewechselt. Hat es dir sozusagen dann die Fachkenntnisse gebracht, die du in dem neuen Job brauchtest? Oder wozu war das Studium noch gut für dich?
Zitao Zeng: Auf jeden Fall. Wie schon erzählt, habe ich vorher meine Promotion und danach auch den Postdoc an der Firma gemacht. Das ist aber sehr wissenschaftlich orientiert, naturwissenschaftlich orientiert. Da kann ich das Produkt und die Technik dahinter sehen, aber den regulatorischen Hintergrund gar nicht. Und durch diesen Studiengang habe ich die gesamte Grundlage kennengelernt. Diese hilft mir natürlich dann bei der alltäglichen Arbeit. Unser Studiengang hat auf Medizinprodukte und auch auf In-vitro-Diagnostik in Europa den Fokus gelegt. Trotzdem sind diese regulatorischen Rahmenbedingungen weltweit eigentlich sehr vereinheitlicht. Deshalb profitiere ich auch davon, denn es gab einen Kurs, für internationale Zulassungen. Und dort werden auch die Zulassungsbedingungen in den USA, in China und auch andere wichtige Märkte erzählt. Das hat auch sehr viel Bedeutung. Außerdem gab es da auch solche Veranstaltungen vor Ort oder Symposien, an die Studierende der Technischen Hochschule günstiger oder kostenlos dran teilnehmen konnten. Und dadurch kann man sich mit den Experten dort vernetzen. Das ist auch schon mal sehr sinnvoll. Und über die neuesten Informationen und neue Entwicklungen in der Welt auszutauschen. Und auch nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit. Wir haben auch so einen Blick, was passiert da weltweit, was wird da als Vorschriften neu eingeführt, was muss man jetzt auch neu beachten.
Vivian Upmann: Sehr spannend. Unsere Zuhörerinnen und Zuhörer interessiert bestimmt auch: Bist du schon fertig mit deinem Masterstudiengang? Bist du gerade in den letzten Zügen? Wie weit bist du?
Zitao Zeng: Ja, ich bin jetzt in den letzten Zügen. Ich bin jetzt im vierten Semester und schreibe gerade noch meine Masterarbeit. Und voraussichtlich wird das noch ein weiteres Semester brauchen. Aber ansonsten hat es alles sehr gut funktioniert und die meisten von meinen Kommilitonen können auch innerhalb des fünften Semesters alles fertig machen und auch den Abschluss bekommen.
Vivian Upmann: War die Masterarbeit jetzt eine Herausforderung für dich?
Zitao Zeng: Auf jeden Fall.
Vivian Upmann: Warum?
Zitao Zeng: Ich habe vorher schon Bachelorarbeiten, eine Masterarbeit und eine Promotion geschrieben und damals dachte ich schon nicht noch mal, aber jetzt doch. Und da ist mein Problem, das Thema hier in der Fachrichtung ist nicht naturwissenschaftlich, womit ich mich schon seit vier Jahren beschäftige. Hier muss ich schon viel neu recherchieren und sogar eine Online-Umfrage machen. Das ist alles neu für mich und ist eine Herausforderung für mich. Auch das schreiben in einer Fachsprache war für mich auch nicht ganz einfach. Während des gesamten Studiums, haben wir auch schon viele Aufgaben geschrieben. Das sind alles gute Vorbereitungen für so eine Masterarbeit.
Vivian Upmann: Das passt ganz wunderbar zu meiner nächsten Frage. Ich wollte dich nämlich fragen: Was waren so die größten Herausforderungen für dich in dem Online-Studium? Also war das eher die Sache, dass du das alles koordinieren musstest mit deiner Arbeit und dieser zeitliche Aufwand, dass man das irgendwie hinkriegt? Oder war es die Motivation? Erzähl mal, was war schwierig?
Zitao Zeng: Ja, da gibt es, wie du gerade erzählt hast, dieses Zeitmanagement. Da muss man schon neben der Arbeit versuchen, die Zeit dafür zu nehmen. Und dieses Studium hat tatsächlich auch die meiste Zeit meiner Freizeit aufgefressen. Das ist schon wirklich sehr zeitintensiv und ich gehe auch gerne abends oder am Wochenende in die Bibliothek. Da ist es ruhig und man kann am Lernmaterial arbeiten. Und außerdem möchte ich natürlich neben der gesamten intensiven Arbeit und Studium ein bisschen Ruhe, auch ein bisschen Urlaub machen und das hat soweit auch alles funktioniert. Nur man muss die Zeit ein bisschen organisieren und den Urlaub in der Semesterferienzeit nehmen. Ja, das ist so ein bisschen ungewöhnlich für einen langjährigen Berufstätigen, aber das hat auch alles geklappt. Und andererseits ist diese Aussprache, die ist nicht so einfach, alle Fachtexte, besonders diese Vorschriften oder Verfassungen auf Deutsch und auf Englisch zu verstehen. Ich habe schon viel versucht auf Deutsch zu verstehen, aber manchmal ist das auch nicht so ganz einfach. Zum Glück haben wir in Europa auch alle Vorschriften auf Englisch und da arbeite ich vor allem auf Englisch mit den Vorschriften und Guidelines und so. Jetzt neu in den kommenden Jahrgang, da wird dieser Studiengang auch teilweise auf Englisch angeboten. Das heißt, dass wird jetzt bilingual und das haben sich nicht nur ich, sondern auch andere Kommilitonen oder Alumni schon vorher gewünscht. Wir sind international, auch in Europa und deshalb sollten wir nicht nur auf Deutsch Regulatory-Science haben, sondern auch auf Englisch, dass wir hier auch ein bisschen international werden können. Das ist auch besonders vorteilhaft für mich als Ausländer.
Vivian Upmann: Also ich kann dir sagen, das ging bestimmt nicht nur dir so, sondern solche Regularien, solche Texte über Regularien zu verstehen, ist auch für alle Muttersprachler und Muttersprachlerin manchmal eine Herausforderung, weil es eben eine ganz besondere Fachsprache ist. Ja, toll, dass du gerade noch angekündigt hast, dass es in Zukunft ein bilingualer Studiengang wird. Für dich ist es dann zu spät. Du wirst dann schon dein Master in der Tasche haben. Aber wenn ich das so richtig raus höre, dann klingt es für mich so, als würdest du es auf jeden Fall weiterempfehlen, oder?
Zitao Zeng: Auf jeden Fall. Das ist auch so ein sehr toller Studienangebot und tatsächlich bieten in Deutschland noch nicht viele Hochschulen Regulatory Affairs als Studiengang an. Diese Gelegenheit an der Technischen Hochschule ist auf jeden Fall ein Top-Angebot. Auch für diesen Studiengang muss man Studiengebühren bezahlen und im Vergleich zu Leistungen zu Gebühren, bietet die TH Lübeck auch die beste Nutzung. Ich würde sagen, die anderen Hochschulen sind mit den Studiengebühren ein bisschen teuer. Die konkreten Zahlen habe ich nicht im Kopf, aber ich glaube, es ist so.
Vivian Upmann: Dann bleibt mir zu sagen, dass ich es sehr spannend finde, wie du zu diesem Studiengang gekommen bist, dass du dich dazu entschlossen hast, obwohl du schon so viele Abschlüsse vorher hattest und so viel Fachwissen und du würdest im Nachhinein, würdest du daran noch irgendwas ändern an deinen Studiengängen oder an deiner Promotion oder würdest du es genauso wieder machen?
Zitao Zeng: Ach so, ja, wenn ich nochmal die Chance habe, würde ich meinen aktuellen Lebenslauf noch mal so verfolgen, glaube ich. Denn Leben ist ein Lernprozess und man fängt mit dem Bachelorstudium so ein bisschen an, wie man denn Wissen zu lernen und Fachkenntnisse zugreifen hat und dann danach mit dem Master und der Promotion zu vertiefen. Und wenn man dann in eine neue Richtung wechseln möchte, kann man natürlich, muss man aber nicht, ein neues Studium wieder am Anfang anfangen, aber da gibt es heutzutage ja andere Möglichkeiten als früher. Es gibt auch viele Onlineplattformen oder sogar YouTube oder so, da kann man auch sehr viel lernen, wenn man sich selber wirklich wunderbar organisieren kann. Das ist auch außerhalb des Studiums eine gute Möglichkeit. Für mich, glaube ich, brauche ich schon diese Umgebung mit Kommilitonen, mit den Professorinnen und Professoren. Zusammen ein Netzwerk, miteinander vernetzen und auch die Information von echten Leuten, die ich kennenlernen durfte, bekomme. Dass es auch so ein Austausch, ein interaktiver Prozess, ein bisschen anders als nur online zu lernen oder aktuell heutzutage auch etwas von der KI lernen zu können. Das finde ich schon mal ja ganz toll.
Vivian Upmann: Dann danke ich dir für dieses Gespräch. Habe gelernt gemeinsam lernt es sich besser. Das heißt ich sage im Namen der Technischen Hochschule Lübeck Danke für dein Kommen. Danke für deine Zeit und schließe mit den Worten Onlinestudium.Passt!
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